Sicher unterwegs: Richtige Verhaltensregeln für Kinder an Bushaltestellen und im ÖV

Für viele Kinder in der Schweiz gehört der Schulweg mit Bus, Tram oder Postauto zum Alltag. Gerade zum Schulanfang, aber auch im Verlauf des Jahres, sind Sicherheit und Aufmerksamkeit besonders wichtig. Kinder bewegen sich oft spontan, sind leichter abgelenkt und können Geschwindigkeiten oder Entfernungen noch nicht zuverlässig einschätzen. Gleichzeitig herrscht an Haltestellen häufig Gedränge, Fahrzeuge fahren dicht vorbei, und unterschiedliche Verkehrssituationen können überfordern.

Der folgende Artikel zeigt, wie Kinder sicher unterwegs sind und was Eltern, Schulen und Verkehrsbetriebe tun können, Risiken zu minimieren.

Gefahren richtig einschätzen: Wo es für Kinder besonders kritisch wird

Beim Schulweg mit öffentlichen Verkehrsmitteln gibt es typische Gefahrenstellen, an denen besondere Vorsicht nötig ist. Vor allem unübersichtliche Haltestellen, etwa in Kurven oder an Strassen mit parkierenden Autos, können zu unerwarteten Situationen führen. Kinder stehen manchmal zu nah an der Fahrbahn, spielen oder schubsen sich aus Langeweile. Dazu kommt Ablenkung: Freunde treffen, mit dem Handy spielen oder auf den Boden schauen – all das führt dazu, dass Kinder wichtige Signale im Verkehr übersehen.

Auch die Unterschiede zwischen Stadt und ländlichen Gebieten spielen eine Rolle. Während es in Städten oft zu Gedränge kommt und die Taktfrequenz hoch ist, fehlen auf dem Land manchmal sichere Wartezonen, Beleuchtung oder Fussgängerstreifen. Deshalb müssen Kinder den eigenen Schulweg kennen und mögliche Gefahrenstellen bewusst einüben.




Warten an der Bushaltestelle: Abstand halten und aufmerksam bleiben

Der wichtigste Grundsatz lautet: Immer genügend Abstand zur Strasse halten. Ein Meter Abstand zur Bordsteinkante ist ideal – besonders, wenn Busse oder Trams mit höherer Geschwindigkeit vorbeirollen. Kinder sollten auf klar markierten Warteflächen stehen, nicht am Strassenrand spielen und sich niemals auf die Fahrbahn lehnen.

Ebenso wichtig ist sichtbare Kleidung. Besonders in der dunklen Jahreszeit macht reflektierendes Material an Jacken, Schultaschen oder Turnsäcken einen erheblichen Unterschied. Viele Schweizer Polizeikorps empfehlen Reflektoren an mehreren Stellen des Körpers – je höher die Sichtbarkeit, desto besser.

Auch Rücksichtnahme gehört zum sicheren Warten dazu: kein Drängeln, kein Rennen, kein Schubsen. Kinder sollen lernen, dass sie genügend Zeit haben und dass gefährliche Situationen meist durch Hektik entstehen.

Sicher einsteigen: Ruhe bewahren und auf Signale achten

Sobald das Fahrzeug einfährt, beginnt eine der wichtigsten Sicherheitsphasen. Kinder sollen erst einsteigen, wenn der Bus, das Tram oder das Postauto vollständig steht und die Türen geöffnet sind. Gute Orientierung bieten Blickkontakt mit dem Fahrpersonal oder das akustische Türsignal.

Wichtig ist auch das Prinzip «Erst aussteigen lassen, dann einsteigen». Geduld ist hier entscheidend: Wer drängt, kann stürzen oder andere gefährden. Besonders bei Gruppen ist Ordnung wichtig. Ältere Kinder können jüngere unterstützen und gemeinsam darauf achten, dass niemand geschoben wird.

Während des Einsteigens sollten Rucksäcke am Körper bleiben und nicht am Boden geschleift werden – sie können sonst hängen bleiben oder zur Stolperfalle werden. Eltern können mit ihren Kindern das geordnete Einsteigen gezielt üben, bis es zur Routine wird.



Während der Fahrt: Festhalten, sitzen und ruhig verhalten

Nach dem Einsteigen müssen sich Kinder sofort festhalten – selbst dann, wenn sie nur wenige Meter bis zu einem Sitzplatz zurücklegen. Viele Unfälle passieren, weil Kinder beim Anfahren das Gleichgewicht verlieren. In vollbesetzten Fahrzeugen ist es ideal, dass jüngere Kinder nach Möglichkeit sitzen. Wenn kein Platz frei ist, sollten sie einen festen Halt wählen und sich breitbeinig gegen Bewegungen stützen.

Rucksäcke gehören nicht in den Gang. Sie blockieren Fluchtwege, bilden Stolperfallen und schränken den Bewegungsraum anderer Fahrgäste ein. Das Fahrpersonal ist zudem darauf angewiesen, dass die Gänge frei bleiben.

Auch wenn Kinder sich gerne unterhalten oder lachen, müssen sie lernen, sich ruhig zu verhalten. Plötzliche Bewegungen oder lautes Herumtoben können Mitfahrende irritieren und das Unfallrisiko erhöhen – besonders, wenn der Bus abrupt bremsen muss.

Aussteigen: Vorsicht beim Übergang vom Fahrzeug zur Strasse

Der Moment des Aussteigens gilt als besonders risikoreich. Viele Kinder stehen zu früh auf oder drängen zur Tür, bevor das Fahrzeug ganz angehalten hat. Eltern sollten erklären: Aufstehen erst, wenn der Bus oder das Tram steht.

Besondere Vorsicht ist beim Verlassen der Haltestelle geboten. Die wichtigste Regel lautet:

Niemals vor oder hinter dem Bus über die Strasse laufen!

Busse sind grosse Fahrzeuge, die die Sicht auf die Fahrbahn versperren. Ein herannahendes Auto kann Kinder erst spät oder gar nicht sehen. Der sicherste Weg führt deshalb immer bis zum Fussgängerstreifen oder zu einer übersichtlichen Stelle.

Bei Postautos gilt erhöhte Aufmerksamkeit: Sie sind länger, breiter und schwenken beim Ein- und Ausfahren teilweise stärker aus.



Unterschiede zwischen Bus, Tram und Postauto

In Schweizer Städten spielen Trams eine grosse Rolle. Ihre Schienen erhöhen die Rutschgefahr bei Nässe; zudem können Trams nicht ausweichen und nur verzögert bremsen. Kinder müssen lernen, Abstand zu Gleisen zu halten und nie zwischen stehende Trams zu laufen.

Haltestellen ohne Mittelinseln oder solche direkt auf der Strasse erfordern ebenfalls besondere Vorsicht. Die Verkehrsregeln sind zwar eindeutig, dennoch sollten Eltern diese Situationen mit Kindern mehrfach üben.

Für Eltern: Den Schulweg trainieren und Selbstständigkeit fördern

Der sicherste Schulweg ist jener, der geübt ist. Eltern sollten den Weg in realen Situationen mehrfach mit dem Kind gehen – auch zu Stosszeiten, bei Regen oder in der Dunkelheit. So erkennt das Kind Gefahrenstellen und weiss, wie es sich verhalten muss.

Wichtig sind klare Regeln: Wo wird gewartet? Wo wird überquert? Was passiert, wenn der Bus verpasst wird? Kinder brauchen feste Absprachen, um nicht spontan gefährliche Entscheidungen zu treffen.

Sichtbarkeit ist ein weiterer wichtiger Punkt. Reflektoren gehören an Jacke, Rucksack, Schirm und sogar an Trottinette. Viele Gemeinden und Polizeikorps empfehlen zudem helle Oberbekleidung für die dunkle Jahreszeit.

Gemeinsam stark: Schule, Polizei und Verkehrsbetriebe

Damit Kinder sicher unterwegs sind, braucht es Zusammenarbeit. Viele Schweizer Schulen arbeiten eng mit der Kantonspolizei zusammen, welche Verkehrsinstruktionen durchführt und auf Gefahren aufmerksam macht. Elternräte können Problemstellen melden, und Verkehrsbetriebe reagieren oft schnell bei defekter Beleuchtung, beschädigten Haltestellen oder fehlenden Markierungen.

 

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Titelbild: Philipp Ochsner / Polizei.news
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